Musikverein und Heimatverein trotzen der Krise und bleiben hoffnungsvoll
Die Corona-Pandemie geht auch am Musikverein Nieder-Roden (MVN) und dem Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden e. V. (AKHNR) nicht vorbei. Schon vor Monaten wurde klar, dass Proben mit einem Orchester mit bis zu 50 Blasmusikern wohl nicht mehr so einfach möglich sein werden. Deshalb musste der Vorstand des Musikvereins am 13. März den historisch einmaligen Beschluss fassen: Ab sofort wird die Probenarbeit bis auf weiteres eingestellt. War man Anfang des Jahres noch etwas verunsichert, ob uns dieser Virus aus China überhaupt betreffen wird, stellte sich dann in rasender Geschwindigkeit heraus: So schnell wird an Proben nicht mehr zu denken sein. Nicht nur wurden schon eine Woche später Zusammentreffen von mehr als fünf Leuten allgemein verboten, nach und nach häuften sich auch die Studien zur Verbreitung von Aerosolen durch Blasinstrumente. Jetzt hatte die Pandemie auch noch einen Lerneffekt: Das Schlagzeug ist also in der Pandemie das ungefährlichste aller Instrumente im Blasorchester!
Keine Proben und ein Versammlungsverbot bedeuten natürlich auch: Keine Konzerte. Das Muttertags- und das Kirchenkonzert mussten schon dran glauben und erstmal ist keine Besserung in Sicht: Die beliebte Veranstaltungsreihe „Musik im Museumshof“ fand schon seit einigen Jahren als Kooperation zwischen MVN und AKHNR statt. In diesem Jahr aber wird kein Orchester im Hof des Heimatmuseums zu hören sein und auch die Ausstellung des Heimatmuseums ist bis auf Weiteres geschlossen. Ausfallen musste auch die am 27. Juni „unter den Linden“ geplante Open Air-Veranstaltung mit Musik des Musikvereins und Filmnacht des Heimatvereins. Wir hoffen, können aber nicht versprechen, dass an Weihnachten wieder eine Veranstaltung möglich sein wird. Falls dem so ist, gäbe es die Karten für das Festkonzert wieder auf dem Adventsmarkt am Stand des AKHNR. Ansonsten hofft der MVN zumindest eine Ersatzveranstaltung anbieten können.
Weil auch die Instrumentengruppen mit einem größeren Aerosol-Radius als das Schlagzeug sich nicht unterkriegen lassen wollten, haben sich die Mitglieder des Musikvereins Alternativen ausgedacht. Der eine oder andere wird sich an die Sonntagabend-Balkonkonzerte erinnern, die der Anfang der Corona-Zeit uns bescherte.
Aber auch vereinsintern wurde schon Anfang März die erste Online-Musizieren-Aktion gestartet, bei der alle Musiker im heimischen Wohnzimmer (oder im Garten, Bauwagen, auf der Straße oder in einer Baumkrone) „einsam“ Musik aufnahmen, die dann nachträglich zu einem „gemeinsamen“ Stück zusammen geschnitten wurde. Ging es hier bei der Stückauswahl noch darum, besonders leichte Stücke zu finden (der Ansatz!), wurde bei der zweiten Aktion im Mai schon aus dem normalen „Unterhaltungsprogramm“ ausgewählt und wiederum entstand ein Zusammenschnitt aus einzelnen Musikerstimmen, die am Ende einen tollen Orchesterklang ergaben.
Es geht aufwärts
Trotz aller gelungener Improvisation wünschen sich alle Musiker die Möglichkeit, aus ihrer Tauchstation an die Oberfläche zu kommen, um wieder in irgendeiner Weise gemeinsam musizieren zu können. Und es besteht Hoffnung: Nach den Sommerferien werden, nach jetzigem Stand, wieder Proben für die insgesamt 8 Orchester angestrebt, natürlich unter Einhaltung spezieller Abstands- und Hygieneregeln. Bis dahin ist es Aufgabe des Vorstandes, ein geeignetes Hygienekonzept zu entwickeln, um die verschiedenen Aerosol-Radien so unter einen Hut zu bringen, dass das Schlagzeug nicht das einzig sichere Instrument bleibt. Es gilt die Daumen zu drücken, dass die Situation stabil bleibt. Wir freuen uns trotzdem schon!
Ähnlich erging es dem Heimatverein Nieder-Roden, den der „Lockdown“ kalt erwischte kurz vor der geplanten Eröffnung der diesjährigen Jahresausstellung. So blieb das Museum und die Ausstellung „Zweimal hingeschaut… – Bilder aus Rollwald – von vorgestern, gestern und heute“ zur Entwicklung des Nieder-Röder Ortsteiles leider bisher geschlossen.
Und es gab auch nicht regelmäßig am dritten Sonntag im Monat den allseits geschätzten nachmittäglichen Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen im „Museumscafé“. Inzwischen ist es zwar offiziell wieder gestattet, Museen zu öffnen, aber angesichts der engen Räumlichkeiten und der Tatsache, dass die typischen Besucher wie auch viele Mitglieder zu großen Teilen zur Risikogruppe gehören, hat sich der Vorstand schweren Herzens entschlossen, mit der Museumseröffnung vorerst noch zu warten.
Andere Veranstaltungen sind aber in Vorbereitung: Falls das Wetter mitspielt, soll die „Werzborre“-Suche und der Stand am Wochenmarkt stattfinden, sogar in einer erweiterten Form. Näheres wird bekannt gegeben, wenn klar ist, ob es überhaupt am entsprechenden Datum genügend Pflanzen gibt, um Sträuße vor Maria Himmelfahrt anbieten zu können. Wir hoffen auf die Ausgabe auf dem Nieder-Röder Wochenmarkt am 14. August und im Museumshof am 15. August. Durch den warmen Frühling sind die Pflanzen schon jetzt sehr weit; wer auf Wiesen und Felder rings um Nieder-Roden die Augen offenhält, kann schon blühende Werzborrekräuter wie „Hartehaad“, „Halwegaul“ und „Elisabethenstroh“ sehen. Und wer sich dafür interessiert, welche Pflanzen sich dahinter verbergen und was es sonst noch mit dem Brauch des Werzborre-Sammelns auf sich hat, der kann sich jederzeit auf der Internetseite des Heimatvereins unter „Lokales“ darüber informieren.
Ebenso in Planung ist wieder die Aktion zum Schulanfang. Voraussichtlich am Dienstag, den 18. August, können Eltern mit ihren ABC-Schützen zum Museum kommen und Fotos im alten Schulzimmer machen. Details dazu werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben, da auch hierfür erst Hygienekonzepte erarbeitet und abgesegnet werden müssen.
Auch in Corona-Zeiten kann freilich die Recherche-Arbeit für zukünftige Aktionen weiter gehen. Unter anderem sucht der Verein zurzeit nach alten Liedern, die in und um Nieder-Roden gern gesungen wurden, um sie evtl. bei einer Veranstaltung oder im Netz wieder aufleben zu lassen. Dazu wurden schon voriges Jahr Zeitzeugen befragt, der Gesang aufgenommen und transkribiert. Nun in der Corona-Pause wurde außerdem das alte, in Sütterlin handgeschriebene Liederbuch vom „Afrika-Franz“ ins Reine geschrieben.
Die dazugehörenden Melodien mussten erst recherchiert und besorgt werden. Nun ist die Frage, wer alle diese Lieder einstudieren und aufnehmen und vielleicht sogar irgendwann in einer gemeinsamen Aktion aufführen möchte. Alle musikalischen Menschen, Gruppierungen und Vereine in Nieder-Roden sind hiermit aufgerufen, sich zu melden, wenn Sie daran Interesse haben. Der Musikverein Nieder-Roden ist natürlich ebenfalls involviert. Auch wenn Sie noch spannende Niederröder Lieder oder sogar lokale – am besten viel benutzte – Liedsammlungen in ihren Schränken haben, genügt eine E-Mail an schriftfuehrer@heimatverein-nieder-roden.de für die Kontaktaufnahme. Das vom Verein angestrebte Nieder-Röder Liederbuch liegt in greifbarer Nähe!
In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal daran erinnert, dass der AKHNR weiterhin daran arbeitet, das alte 16mm-Filmmaterial der Heimatfilmer Rudi Keller und Lehrer Müller zu digitalisieren. Falls Sie denken, hierzu weitere interessante alte Film- oder Ton-Aufnahmen beisteuern zu können, bitte melden Sie sich!
Wir sind bereit das Nieder-Röder Ortsleben wieder zu bereichern, sobald es möglich ist!
Frank Stoffels (AKHNR) und Christian Weiland (MVN)
„Wir sind bereit das Nieder-Röder Ortsleben wieder zu bereichern, sobald es möglich ist!“, versprechen Frank Stoffels (AKHNR) und Christian Weiland (MVN). Klar ist, dass alle Mitglieder beider Vereine mit den Hufen scharren und sich darauf freuen wieder loszulegen. MVN und AKHNR wünschen allen Rodgauer das sie möglichst glimpflich durch die Krise kommen.