Von Blutskraut, Liebstöckel und Hartehaad – Ausgabe der Werzborre 2023

AKHNR pflegt den Brauch der Werzborre – Nieder-Röder Sträuche wieder auf dem Wochenmarkt erhältlich

Brigitte Heger und Eva Gerschner am Werzborre-Stand des AKHNR im August 2021. ©AKHNR/EGE

Ausgabe der Werzborre

Freitag, 11. August 2023
ab 10:00 Uhr

beim Wochenmarkt
auf dem Puiseauxplatz

Wissen Sie, wie Liebstöckel aussieht? Haben Sie schon einmal an einem Zweig Wermut gerochen? Kennen Sie die hübschen Blüten der Osterluzei und wissen Sie, warum man diese Pflanze besser nicht zu Tee verarbeitet? Nein? Aber sicherlich kennen Sie Johanniskraut, eines der wirksamsten natürlichen heimischen Antidepressiva? Auch nicht? Vielleicht kennen Sie ja seinen alten lokalen Namen “Hartehaad” (abgeleitet wohl von “Harte Heide”, weil es verblüht nicht einfach verwelkt, sondern steif wie Stroh auf der Weide stehen bleibt).

Blutskraut im Hof des Heimatmuseums, selbst ausgesät durch das dortige Binden der Sträuße. ©AKHNR/UBI

All das und noch viel mehr könnten Sie wissen, wenn Sie den alten Brauch des Sammelns der “Werzborre” pflegen würden, so wie Generationen unserer Vorfahren in vielen katholischen Gegenden Deutschlands. Auch in Nieder-Roden wurde bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts immer im Hochsommer um den 15. August fleißig gesammelt. Zwölf Pflanzen mussten es in Nieder Roden sein. Nicht mehr und nicht weniger, und zwar ganz bestimmte zwölf. Fast alle davon waren Heilkräuter, wenn nicht gar als magisch angesehene, wenigstens aber symbolträchtige oder zumindest besonders schöne Pflanzen.

Ungesunde Gewächse durften keinesfalls dabei sein. Wobei die Kinder, die meist die Aufgabe des Sammeln hatten, oftmals sicher nicht wussten, was man im Einzelnen mit den Pflanzen der Werzborre tun musste, um deren heilsame Wirkung zu entfalten. Immerhin kannten sie dadurch aber die häufigsten Heilpflanzen ihrer Heimat. Mit dem Verschwinden des Brauchs, Werzborre-Sträuße zu sammeln, verschwand leider auch diese Artenkenntnis.

Schon seit vielen JAhren bietet der AKHNR die Werzborre-Sträuße auf dem Wochenmarkt an. Hier der Stand im Jahr 2014. ©AKHNR/EGE

Der Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden e. V. (AKHNR) kümmert sich seit vielen Jahren darum, dass das Wissen um die Pflanzen der Werzborre (auf hochdeutsch Würzsträuße) erhalten und vermehrt wird. Auch in diesem Jahr gehen Freiwillige des Heimatvereins am 10. August rings um Nieder-Roden wieder auf die Suche nach den 12 geheimnisvollen Kräutern: Weiße und Gelbe Raffohne, Blutskraut und Blutsknöppsche, Halwergaul und Osterlaseie, Werrmet und Eisenkraut, Hartehaad und Elisabethenstroh, Halsgespannskraut und Liebstengel.

Wenn Sie nun neugierig geworden sind und wissen möchten, was genau sich hinter all den Namen verbirgt, können Sie sich am Freitag, dem 11. August auf dem Wochenmarkt auf dem Puiseauxplatz informieren. Dort hat der AKHNR ab 10 Uhr wieder einen Informationsstand, wo Sie gegen eine Spende auch einen fertigen Strauß, eine “Werzborre”, bekommen können.

Wer gern mehr wissen will kann sich auf den Internetseiten des Vereins informieren.

Wer sogar selbst beim Suchen oder Binden der Sträuße dabei sein möchte ist herzlich willkommen! Melden Sie sich per E-Mail an: schriftfuehrer@heimatverein-nieder-roden.de.

Die Sträuße werden dann traditionell im Gottesdienst anlässlich des kirchlichen Feiertags “Maria Himmelfahrt” (jährlich am 15.8.) geweiht. Diese “Würzweihen” finden dieses Jahr statt:

  • in Dudenhofen: am Samstag, den 12.8. um 18:30 Uhr in St. Marien
  • in Nieder-Roden: am Dienstag, den 15.8. morgens um 8:30 Uhr in St. Matthias
  • in Jügesheim: am Dienstag, den 15.08. abends um 19:30 Uhr in St. Nikolaus


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