Versendet an die Vertreter der Presse am 05.04.2022.
Was wird aus dem alten Friedhof Nieder-Roden?
AKHNR tritt für die Einbindung der Betroffenen ein
Der Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden e. V. (AKHNR) hat sich in den letzten Wochen intensiv mit dieser Frage auseinander gesetzt. Nachdem das bereits 2019 begonnenen Verfahren, diese Fläche neu zu gestalten, zwischenzeitlich arg ins Stocken geraten war, wurde mittlerweile ein Konzept eines Landschaftsarchitekten bekannt gegeben, das von der Stadt bevorzugt wird. Es wurde am 22. Februar 2022 in einer Online-Veranstaltung zur Diskussion gestellt. Dabei beteiligte sich der AKHNR intensiv und brachte mehr als 60 Fragen und Anregungen zu dem vorher auf der Internetseite der Stadt öffentlich gemachten Entwurf ein. Leider war das nur schriftlich in einem Textfeld möglich, so dass der Verein sich im Nachgang dazu entschloss, alle Punkte, zusammen mit den bei der Sitzung erhaltenen Antworten, noch einmal gesammelt an die Stadtverwaltung, die politischen Gremien und Fraktionen zu schicken, mit der Hoffnung, dass diese Anregungen aus der Bürgerschaft auch wirklich Gehör finden.
Vereine mit Fachkompetenz einbinden
Ein sehr wichtiges Anliegen ist dem Verein, so wie auch sonst bei seiner Tätigkeit in der Gemeinde, dass die unterschiedlichen Vereine und Gruppierungen, die in Nieder-Roden (und darüber hinaus) ehrenamtliche Arbeit für die lokale Kultur leisten in die Planung der Nutzung des Parks von Anfang an einbezogen werden. Es gibt nach Ansicht des Heimatvereins wenig Sinn, einen Park zu planen, der dann nachher kaum oder ganz anders als erhofft genutzt wird.
Aus dem Charette-Verfahren 2019 ergab sich z. B. ein für die Stadtplaner eher überraschend deutliches Votum dafür, ein recht naturnahes Biotop zu erschaffen, in dem sich auch lokale Pflanzen und Tiere wohlfühlen, wie Wildbienen, Vögel und
Fledermäuse. Hier möchte der AKHNR besonders darauf aufmerksam machen, dass es mit dem NABU Rodgau eine aktive Gruppierung gibt, die große Expertise gerade drin hat und beratend bei der konkreten Umsetzung, wie auch zur dauerhaften Erhaltung der Biotope ansprechbar ist. Zum Beispiel sollte der NABU gefragt werden, welche Art Nisthilfen für die oben genannten Tiere wo angebracht werden sollten und auch wie sie zu warten sind. Ähnliches gilt auch für die geplanten Anpflanzungen lokaler Insekten- aber auch menschenfreundlicher Pflanzen.
Gern wurde von dem Landschaftsarchitekten Herrn Melzer der Vorschlag aus der Gemeinde aufgegriffen, dort auch Pflanzen einzuplanen, die von den Bürgern geerntet werden dürfen, seien es Äpfel oder anderes Obst von der geplanten
Streuobstbäumen, seien es Johannis-, oder Stachelbeeren von den geplanten blühenden Sträuchern. Auch Gewürzpflanzen in hohen Beeten sind geplant, die man leicht ernten kann. Besonders interessiert ist der AKHNR daran, dass die traditionellen „Werzborre“-Pflanzen im Bereich des neu angelegten Parks wachsen dürfen. Auch sie sind z. T. essbar und dienten unseren Vorfahren als Heilpflanzen für Mensch und Vieh. Sie wurden früher jahrhundertelang jeden Sommer von den Kindern in Nieder-Roden gesammelt und in der katholischen Kirche an Maria Himmelfahrt geweiht. Diese Art des Umgangs mit Natur kann als Vorbild einer nutzenden aber nicht ausbeuterischen Beziehung angesehen werden und ist daher nach Ansicht des AKHNR in Erinnerung zu halten. Er setzt sich daher auch dafür ein, entsprechende Informationen zu den Pflanzen bereitzustellen und die jeweils passenden Standorte dafür auf dem Gelände zu ermitteln. Das könnte z.B. in Form von Infotafeln geschehen, die die Geschichte der Nutzung und der ökologischen Ansprüche dieser Pflanzen enthalten.
Wertvolle Bäume bewahren
Ein anderes wichtiges Anliegen, das auch mit der ökologischen Bedeutung des Geländes zu tun hat, ist die Forderung, die vorhandenen großen Linden soweit wie möglich zu erhalten, die eine Allee zum Eingang des Friedhofes bilden. Zwar ist eine Neuaufforstung als gleichmäßige Allee durchaus zu begrüßen und auch im Sinne des Denkmalschutzes, denn diese Allee gehört untrennbar zum Baukomplex des Eingangsgebäudes, aber viele der Bäume sind inzwischen gefällt worden. Beides zusammen wurde vor ca. 110 Jahren im Jugendstil angelegt. Es wäre allerdings eher im Sinne der Bevölkerung hier der Umweltschutzforderung zu folgen, als das Jugendstil-Konzept kompromisslos umzusetzen, das sich der Landschaftsplaner ausgedacht hat. Darin ist nämlich vorgesehen, alle vorhandenen Allee-Bäume zu
ersetzen durch neu anzupflanzende junge Linden, kastenförmig zu Rauten geschnitten. Gerade die Fledermäuse und Vögel brauchen aber eher alte Bäume. Sofern sie also nicht geschädigt sind, spricht gar nichts dagegen, zumindest die
beiden schönsten Bäume ganz vorne an der Friedensstraße und ganz hinten direkt am Torgebäude zunächst stehen zu lassen. Dazwischen kann immer noch eine neue Allee angepflanzt werden. Es gibt im gesamten Stadtgebiet von Nieder-Roden noch kaum alte Bäume. Abgeschnitten sind sie schnell. So wird auch die vor einigen Jahren vom AKHNR neu am „Bahngässje“ gesetzte Dorflinde (als Ersatz für die in den 60er Jahren entfernte große Dorflinde am Bahnhof) noch an die 100 Jahre brauchen, bis sie einigermaßen mithalten kann mit der Linde, die heute noch am Eingang zur Allee steht. Man sollte diese nach Auffassung des AKHNR besser als Treffpunkt und schönen Ort ausbauen als sie umzusägen.
Der Park als Veranstaltungsort
Als dritten von vielen Punkten möchte der AKHNR hier auf die vorgesehene Möglichkeit eingehen, dass im Park auch Aufführungen unterschiedlicher Art statt finden können. Das sollen gemäß des weiterhin vorhandenen Friedhofs-Charakters keine wilden Partys sein. Aber man kann sich durchaus vorstellen, dass die Träger der lokalen Musikkultur dort kleine Serenadenkonzerte unter der geplanten zentralen hohen Pergola veranstalten können. Repräsentanten sind hier z. B. die Sängervereinigung „Sängerkranz Polyhymnia“ Nieder-Roden, der „Musikverein Nieder-Roden“ oder auch verschiedene Ensembles der Musikschule Rodgau. Auch in anderen Stadtteilen Rodgaus ist eine aktive Musikvereinkultur vorhanden und es gibt zudem viele private Initiativen. Das könnte den Ort wie auch die gesamte Kultur in Nieder-Roden sehr beleben. Auch Aufführungen der lokalen Schauspielvereine wie der Theatergruppe „Großes Welttheater Rodgau“an diesem Ort sind eine Überlegung wert. Hierzu müsste aber auch die technischen Voraussetzungen für Bühnen-, Lichtund Tontechnik eingeplant werden – sinnvollerweise in Absprache mit den
betroffenen Vereinen. In jedem Fall scheint dem AKHNR diese Aussicht wesentlich naheliegender und ansprechender, als dass dort Boule oder Schach gespielt würde, wozu es leider keine lebendige Tradition im Ort gibt.
Bürger können sich einbringen
Schließlich seien noch bereits bei Auflösung des Friedhofs vom AKHNR geretteten Grabsteine hervorgehoben. Sie wurden in den neuen Plan einbezogen und würde nach ersten Überlegungen von Herrn Melzer stärker auf der gesamten Fläche entlang der Mauern verteilt werden. Der AKHNR würde sich dazu bereit erklären, eine sinnvolle Anordnung und ergänzende Erläuterungen zu entwerfen. Denn hinter jedem der erhaltenen Grabsteine steckt mindestens eine interessante Geschichte. Wer sich dran beteiligen möchte und solche Geschichten noch weiß, z. B. weil er oder sie
verwandt ist mit einer der auf den noch vorhandenen Grabsteinen genannten Personen, soll sich bitte gern beim Heimatverein per E-Mail melden. Gern dürfen auch die Mitglieder des Vereins darauf angesprochen werden, z. B. an einem der regelmäßigen Öffnungstage des Museums.
Zu guter Letzt legt auch die Frage, welchen Namen der Park bekommen soll, eine Beteiligung aller Bürger nahe. Hierzu könnte der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt einige Vorschläge ausarbeiten oder auch einen Wettbewerb veranstalten. Auch der zentrale Platz des Parks, an dem die große bewachsene Pergola entstehen soll, könnte einen eigenen Namen bekommen. Hier ist noch nichts entschieden – ebenso wenig, wem die Ehrenbäume gewidmet sein könnten, die in einem Teil des Parks angepflanzt werden sollen. Es gibt also eine Menge Möglichkeiten, sich als BürgerIn
Nieder-Rodens aktiv einzubringen.
Der AKHNR freut sich darauf einen konstruktiven Dialog zur weiteren Entwicklung produktiv begleiten zu können!
Die komplette Nachbereitung mit allen 60 Punkten ist auf der Internetseite des AKHNR abrufbar: www.heimatverein-nieder-roden.de.
Die Email- Adresse um Kontakt aufzunehmen lautet: info@heimatverein-nieder-roden.de.