Die Siedlung Rollwald, der Ortsteil an der Peripherie der größten Stadt des Landkreises, erfährt relativ wenig Aufmerksamkeit – zu Unrecht findet nicht nur der Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden e. V. (AKHNR).
Vor allem die zwar recht junge, aber hochinteressante Geschichte hat es in sich. Die Errichtung des Arbeitslagers in der Zeit des Nationalsozialismus brachte eine Prägung mit sich, mit welcher der Ort bis heute fest in Verbindung gebracht wird. Die rasante Entwicklung der 1950er, 60er und 70er Jahre hat viele Spuren abreißen und überbauen lassen. Umso mehr ein Grund dafür, sich auf die Suche nach dem zu machen was geblieben ist, und sich bewusst zu machen was nachfolgte.
Das dies heute überhaupt möglich ist, verdanken wir wie so häufig einigen wenigen Engagierten die zu ihrer Zeit, weiter gedacht, mehr wahrgenommen und auch festgehalten haben als der Durchschnitt. Zusammengeführt wird das dokumentarische Gedächtnis Rollwalds seit vielen Jahren von Werner Stolzenburg, Mitglied des AKHNR. Er hat unter dem Begriff „Rollwald-Dokumentation“ eine beeindruckende Sammlung an Fotos, Dokumenten, Broschüren und anderen Exponaten zusammengetragen, strukturiert und aufbereitet. Dieses Werk bildete bereits die Basis für viele Ausstellungen und Beiträge, wie den Ausstellungsführer zur ersten Jahresausstellung zum Thema Rollwald, damals zum 75-jährigen Bestehen, im Jahr 2013.
2020 ist ein guter Zeitpunkt für ein „zweites Mal“ Rollwald. Zufall, dass das Thema der neuen Jahresausstellung fast ebenso lautet:
„Zweimal
hingeschaut“
Bilder aus Rollwald – von vorgestern, gestern und heute
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Eine sicherlich ungewöhnliche und
interessante Gegenüberstellung von Bildern. Etwa 100 Bilder sind ab dem 15.
März im Heimatmuseum Nieder-Roden zu sehen. Genau genommen sind es 200, denn
jedes Bild wurde ein zweites Mal aufgenommen, Jahrzehnte, Jahre oder nur wenige
Monate nach dem das erste Bild entstanden war. Keine Fotokunst, sondern Bilder
aus dem Alltag.
Der kürzeste zeitliche Abstand zwischen zwei Aufnahmen ist zwei Monate, der
längste etwa achtzig Jahre. Das älteste Foto zeigt das Stockum-Börnchen in den
30er oder 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, das neueste Bild ist erst
wenige Wochen alt.
So wird die Bilderausstellung für Besucher auch eine kleine Zeitreise. Insbesondere Neubürger werden überrascht sein, wie es in ihrer Straße früher einmal ausgesehen hat, oder alles vielleicht nahezu unverändert ist.
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Ergänzt wird die Ausstellung durch weitere Exponate in Vitrinen, Ausschnitte aus dem alten „Rollwaldfilm“ von Lehrer Karl Müller, die im kleinen Kino-Saal des Heimatmuseums gezeigt werden, sowie Werner Stolzenburgs kleine Ansichtskartensammlung. Kaum zu glauben, auch Rollwald wurde im Bild auf Postkarten festgehalten und in alle Welt versandt.
Der Besucher wird auch auf eine weitere Zeitreise anderer Art mitgenommen. Hans-Peter Fuchs hatte den S-Bahnbau bis 2003 mit seiner Kamera festgehalten und erinnert mit einer Bilderserie an die letzten Stunden der Haltestelle, als der Bagger anrollte, um die alte Wartehalle abzureißen und zeigt wer zuletzt unter dem schützenden Dach stand.
Daraus ergibt sich eine wunderschöne Wiedergabe von Entstehung und Entwicklung einer kleinen Gemeinschaft mit großem Herz und starkem Zusammenhalt gepaart mit viel Eigeninitiative der Bewohner, welche die kleine Größe ihres Ortes als großen Vorteil ansehen dürfen.
Die Ausstellung, mit ungeheurer Mühe und Liebe zum Detail zusammengestellt, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Natürlich für alle Rollwälder, aber auch für alle Interessierten aus den Nachbarorten und Gemeinden, die einen außergewöhnlichen Überblick über die Geschichte eines Ortes mit außergewöhnlicher Entstehung bekommen.
Zur Eröffnung der Jahresausstellung am 15. März 2020, um 14:00 Uhr ist die gesamte Öffentlichkeit recht herzlich eingeladen. Mit einem Sektempfang beginnt die Vernissage, bei welcher der Initiator selbst einen Einblick in Konzeption und Arbeit geben wird. Natürlich gibt es im Anschluss auch wie gewohnt frischen Kaffee und selbstgebackene Kuchen und Torten in der Museumsstubb.
Die Eröffnung bildet auch den Auftakt der Museumssaison des AKHNR. Außerhalb der regulären Öffnungstage, in der Regel der dritte Sonntag des Monats, 14:00 bis 18:00 Uhr, sind auch Führungen nach Absprache möglich.
„Wir sind unheimlich Stolz darauf, dass der Musikverein Nieder-Roden die Zusammenarbeit mit uns weiterführen und sogar ausbauen möchte, wo immer möglich!“
Frank Stoffels, 1. Vorsitzender des AKHNR
Besonders schön wir es zu den Öffnungen im Sommer. In den Monaten Juni, August und September finden die beliebten Tage mit „Musik im Museumshof“ statt. Möglich wird das durch eine Kooperation: „Wir sind unheimlich Stolz darauf, dass der Musikverein Nieder-Roden die Zusammenarbeit mit uns weiterführen und sogar ausbauen möchte, wo immer möglich!“, sagt der 1. Vorsitzende des AKHNR, Frank Stoffels. Deutlich wird dies an einem neuen gemeinsamen Projekt: „Für den 27. Juni planen wir ein gemeinsame Freiluft-Veranstaltung auf dem Nieder-Röder Kirchplatz, mit viel Musik und anschließender Heimat-Filmnacht“. Nähere Informationen dazu werden folgen.
Es verspricht ein tolles Museumsjahr zu werden.
Schauen Sie vorbei!
Der AKHNR freut sich auf seine Besucher!